Rom. Zwischen Vino rosso und Fiori di Zucca.

Rom. Zwischen vino rosso und fiori di zucca.

Rom. Die Stadt am Tiber. Wie sie leibt und lebt. Endlich sind wir da. Wie lange hab ich mich schon darauf gefreut.

Lange.

Gut, war eigentlich eine rhetorische Frage. Na, eigentlich gar keine Frage. Ein Fakt. Man hat einfach zu selten Urlaub. Eigentlich sollte das Leben aus Urlaub und ein bisschen Arbeiten bestehen. Nicht umgekehrt. Aber was soll man machen. Das Leben ist kein Wunschkonzert.

Schade eigentlich.

So ein Dolce Vita könnte ich mir schon ganz gut vorstellen. Mit so einem Glaserl Rotwein und ein bissl was zum Essen dazu. Pasta, Dolci und noch ein Vino. Hört sich nicht so schlecht an, wenns nach mir geht. Und das wird in den nächsten Tagen mehr als ausgekostet.

Den Anfang machen wir mit unserer Ankunft im Babbo Bed and Breakfast, ein kleines, sehr privat geführtes B&B, was unglaublich sympathisch wirkt. Normalerweise mag ich sowas ja nicht so. Also so Sachen, wo man eventuell mit fremden Menschen viel Smalltalk führen muss. Da ist das aber anders. Da freu ich mich glaub ich sogar richtig drauf. (Anmerkung: stimmt nicht, war eh froh, dass kein Smalltalk entstanden ist.)

Rom ist einfach anders. Wie Wien. Aber halt anders.

Nach einer kleinen Erkundungstour durch unser Viertel sind wir in eine kleine Pizzeria eingekehrt, um das erste italienische Essen in Rom zu genießen. Und, weil ich unbedingt gefüllte Zucchiniblüten essen wollte. Okay, zufällig war die Trattoria genau neben unserer Unterkunft. War halt sehr praktisch. Und als erste Gäste (wie immer, man merkt, wir werden älter) hatten wir auch noch die Qual der Wahl, wo wir uns nach mir ewig vorkommender Wartezeit selbst hinplatzieren durften. Der Kellner war offenbar wenig daran interessiert, also haben wir ihm die Arbeit abgenommen. Zu dem Zeitpunkt haben wir uns schon gedacht, dass unser Kellner vielleicht nicht so die Koryphäe in seinem Beruf ist. Aber wir wurden eines noch besseren belehrt. Der Kellner war keine Koryphäe (eigenartiges Wort, klingt irgendwie wie Hyäne, was aber auch komisch in geschriebener Form ausschaut – ach, egal), sondern absolut überfordert mit der Gesamtsituation, was wiederum fast schon wieder lustig war. Fast.

Dafür war das Essen wirklich gut. Einfach, aber gut. Aber so ist die italienische Küche am besten. Ohne viel Schnickschnack. Und nachdem wir trotz Dessertkarte leider nie ein Dolci bestellen konnten (ich komme nochmal auf die Kellnerproblematik zurück) mussten wir bei der alten Nonna zahlen, die leider kein einziges Wort in einer anderen Sprache als Italienisch konnte. Aber man kann ja auch einfach eine Zahl auf ein Blatt schreiben. Find ma uns scho zurecht, wir beide.

Der erste richtige Tag in Rom war leider nicht so, wie man ihn sich vorstellt. Weil Regen. Regen, Regen und nochmals Regen. Eigentlich wollten wir in die Villa Borghese und einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt machen. Aber nein. Es hat ja regnen müssen. Und obwohl wir mit Regenmantel und Regenschirm bewaffnet waren, sind wir leider nicht sehr weit gekommen. Wind und Regen ist keine gute Mischung. Nein. Gar nicht. Und obwohl ich mich wirklich zusammen gerissen und gute Miene zum richtig beschissenen bescheidenen Wetter gemacht habe, hat der eine Regenschirmverkäufer im Endeffekt meinen Frust abbekommen.

 

Fragt mich der doch ernsthaft, ob ich einen Schirm kaufen möchte.

 

Mein Highlight des Tages. Mich. Die sich gerade – mit Regenschirm – durch die sintflutartigen Regenschauer durchkämpft. Ein Wahnsinn, dieser Mensch. Ich glaub er hat dann eh bemerkt, dass die Frage eine ganz besonders intelligente war. Aber naja, so Menschen gibts leider überall. Offensichtlich auch in Rom.

Vor dem Wetter fliehend haben wir unseren Tagesplan ein bisschen abwandeln müssen. Und da ich Museen nicht so prickelnd finde, sind wir in die nächste Bar eingekehrt. Und dort gleich drei Stunden geblieben. Haben wir gar nix dafür gekonnt. Wenn das Wetter so blöd ist. Und da es irgendwo auf der Welt bestimmt schon nach Mittag war (Zitat Leo Hillinger), hat auch schon ein Aperol Spritz dran glauben dürfen. Und ein zwei Gin Tonic. Und ungefähr 5000 weitere Kalorien, die uns in Form von Barsnacks (Chips, Erdnüsse, Oliven, Parmesan, Toast … ja echt kein Spaß) gereicht wurden. Echt nett, diese Italiener. Wobei, die waren eh sehr teuer. Die Drinks. Haben die Snacks sozusagen verdeckt mitbezahlt. Freut man sich aber trotzdem.

Nach einem Nachmittagsschläfchen haben wir uns nochmals dazu bewegt, Rom zu erkunden. Naja, nicht wirklich. Eigentlich sind wir nur wieder Essen gegangen. Beziehungsweise wollten uns Eataly anschauen, eine Art italienischer Spezialitäten-Supermarkt mit Restaurants. Irgendwo im Nirgendwo. Mit kryptischen Wegbeschreibungen dorthin. War ganz nett. Haben eine frittierte Pizza Napoli gegessen. Höchstinteressantes Ding. Schaut aus wie eine sehr fluffige aufgegangene Pizza, die nach Krapfen riecht (ohne Worte), eigentlich aber eh ganz normal schmeckt. Aber wenn man einmal diesen Krapfengeruch in der Nase hat. Eieiei. Des muass ned unbedingt sein, meint Frieda. Wir fügen es zur Liste der Dinge hinzu, die die Welt nicht braucht.

Der nächste Tag in Rom beginnt schon mal viel besser. Weil kein Regen. Sondern sogar Sonnenschein. Und das schon ganz in der Früh. Wir nehmen uns vor, zumindest ein paar Orte ohne Massen an Menschen zu sehen. Und das kann nur eventuell funktionieren, wenn man früh genug startet.

Und siehe da, die spanische Treppe, unser erstes Ziel, war menschenleer. Ein Bild, was so gut wie nie vorkommt. Leer. Ohne Menschen drauf. Okay, eine Influencerin hat drei Millionen Selfies gemacht. Die haben wir aber vertrösten können. Eine ist keine. Euphorisch machen wir natürlich auch Fotos, genießen das Erwachen der Stadt und machen uns weiter auf zum Trevi-Brunnen.

Durch enge Gassen gehend, vorbei an kleinen Restaurants und Cafeterias (und an ganz viel Carabinieri) war er endlich da. Der berühmte und sagenumwobene Trevi-Brunnen. Aus dem nichts heraus. Ein unglaubliches Bild. Wunderschön. Faszinierend. Und vor allem so schön restauriert. Ein Bild für Götter. Wenn da nicht die Leute wären. Die sind eher nicht so göttlich. Also Touristen. Und Touristengruppen. Und vor allem Schulgruppen. Mühsam. Aber zu der Zeit wars noch ganz okay. Man hat noch ein Eckerl gefunden, wo man in Ruhe sein Geld versenken konnte. Anscheinend wird der ganze Erlös, also das Geld, was da rein geworfen wird, jeden Tag rausgefischt und der Caritas gespendet. Ob man das auch beim Steuerausgleich als Spende anführen kann? Hab zur Sicherheit mal fotografiert, wie viel ich da reingeschmissen hab. Man weiß ja nie.

Nach so viel Wandern haben wir uns mal einen Caffè gegönnt. Das erste Mal auf Italienisch bestellt. War ganz stolz. Die Kellnerin hat mich sogar verstanden. Dafür war ich ganz perplex, wie wenig ein Espresso direkt beim Trevi-Brunnen kostet. Einen einzigen Euro. Arg. Sowas bin ich gar nicht mehr gewöhnt.

Weiter des Weges. Wir machen uns auf in die touristische Hochburg Roms. Dorthin, wo man als waschechter Tourist unbedingt hin muss. Und wo man unbedingt schon vorher ein Ticket kaufen sollte.

Sonst machts einfach keinen Spaß.

Das Kolosseum.

Echt cool dort. Noch dazu, weil wir an Millionen von wartenden Menschen einfach vorbeimarschieren haben können. Gutes Gefühl, ein bisschen intelligenter zumindest als viele andere zu sein. Ich frag mich immer wieder, warum die Leute nicht im Vorhinein ihre Tickets kaufen. Andrerseits bin ich froh drüber. Sonst wärs bei uns dann nicht so schnell gegangen. Im Kolosseum drin bekommt man echt etwas für sein Geld geboten. Sehr interessant und vor allem beeindruckend. Jedoch hält man es nicht so lange aus inmitten der Massen an Menschen. Deshalb haben wir uns auch bald schon wieder hinaus begeben, um das Forum Romanum und den Palatin zu erkunden. Was eine wirklich ausgezeichnete Idee war. Viel weniger Menschen, viel mehr Grün. Sogar ein Olivenhain und wunderschön blühende Irgendwasbäume waren zu sehen, kombiniert mit einen außergewöhnlichen Blick auf das Kolosseum. Und das ohne anderer Menschen. Ein Traum.

Da wir noch recht viel Zeit zu unserem zweiten großen Punkt auf unserer Liste hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem kleinen Snack. Geht immer. Und ist in Italien auch nicht so schwer. Ungefähr alles ist gut. Und alles ist immer erhältlich. So hat ein Caprese und ein kleines Bruschetta, natürlich mit einem Aperol Spritz, dran glauben müssen. Gestärkt zogen wir von dannen, um den Papst zu besuchen.

Ab zum Petersdom.

Entlang des Tibers, vorbei an dem netten Stadtviertel Trastevere, wo wir unbedingt noch hin müssen (und natürlich nicht geschafft haben), bis hin zur Engelsburg haben uns unsere tapferen Füße schon getragen. Doch jetzt müssen sie noch einmal ganz stark sein. Wir wollen in den Petersdom. Also eigentlich in die Kuppel. Also ganz rauf. Und das heißt Stufen steigen. Viele Stufen. Zu viele Stufen. Sehr enge Stufen. Teilweise sogar schräge Stufen. Puh. Wieviele verschiedene Arten von Stufen es gibt. All das hat der Petersdom. Den Papst haben wir aber leider nicht gesehen. Dürfte schüchtern sein. Oder genervt von den vielen Schülergruppen. Oder von den Asiaten mit ihren Selfiesticks. Oder generell von Menschen. Ich kann ihn gut verstehen.

Nach der anstrengenden Kuppelbesteigung haben wir jetzt Lust auf ein Eis bekommen. Auf unser erstes Eis in Rom. Wir haben echt noch keines gegessen, seit wir da sind. Eine Schande eigentlich. Doch dann, als wir endlich eines in Händen gehalten haben, hat sich das Warten ausgezahlt. Es war so gut. Das haben wir uns wirklich verdient. Und es war jede Kalorie wert. Es ist sogar noch in Schoki getunkt worden. Eis, welches in flüssige Schoki getunkt wird. OMG. Ich liebe Italien.

Da wir offenbar immer noch Kraft in den Fußerln gehabt haben, sind wir noch durch das Centro Storico über den Piazza Navona weiter zum Pantheon geschlendert. Und sind dabei sogar unabsichtlich am Campo di Fiori vorbei gekommen.

Das viele Gehen fordert viel Nahrungsaufnahme. Deshalb ab ins nächste Ristorante. Wir wollen ein typisch römisches Gericht probieren. Tonnarelli cacio e pepe. Pasta mit Pecorino und Pfeffer. Unglaublich benissimo. Sehr zu empfehlen. Ich hätt echt zwei Portionen essen können. Und wieder mal siegt die Einfachheit. Je weniger Zutaten, desto ehrlicher ist das Gericht. Vom Essen und Gehen ermüdet, haben wir beschlossen, mit dem Bus zurück zum Apartment zu fahren.

Schlechte Idee.

Busfahren in Rom gleicht in etwa einer Therapiefahrt für klaustrophobische Menschen. Es fahren ungefähr doppelt so viele Menschen in einem Bus, als eigentlich mitfahren dürften. Und auch, wenn die Tür fast schon nicht mehr zu geht, stopfen sich noch immer Leute bei der nächsten Station rein. Und wenn das noch nicht Stress pur für Menschen – wie mich – bedeutet, die nicht unbedingt so auf Körperkontakt mit fremden Menschen stehen, dann singt auch noch einer im Bus einfach die KOMPLETTE Fahrt hindurch in extrem schlechtem Englisch irgendwelche Gottesanbetungslieder mit.

Was soll ich sagen. Meine Nerven waren am Ende und ich war noch nie so froh, aus einem Bus auszusteigen.

Und, ich werde nie wieder mit einem Bus in Rom fahren.

Der letzte richtige Tag in Rom bricht an. Müde, erschöpft und an jeder Stelle meines Körpers einen Muskelkater verspürend machen wir uns auf, die letzten Punkte auf unserer Liste abzuarbeiten. Da wir am ersten Tag die Villa Borghese nicht besuchen konnten – ich erinnere an die Wetterproblematik – haben wir uns für heute vorgenommen, diesen prächtigen Park zu bestaunen. Nachdem wir wieder mal mit der Metro gefahren sind, obwohl es jedes Mal wieder faszinierend ist, wie viele Menschen gleichzeitig von A nach B fahren wollen (und es sich auch in einer U-Bahn ausgeht), sind wir bei der uns logischen Station ausgestiegen und den Wegweisern zur Villa Borghese gefolgt.

Nur war da keine Villa Borghese.

Nur Gestrüpp. Man muss sich das so vorstellen – man fährt mit der Rolltreppe rauf, steht vor dem U-Bahnabgang, dreht sich hin und her und dann ist da nix. Nur Grün. Aber ungepflegtes Grün. Und denkt sich, wo da jetzt dieser prächtige Park sein soll. Und vor allem dieses komische Museum. Oder Gallerie. Oder was auch immer diese Villa sein soll. Wir sind halt dann mal losgegangen, in irgendeine Richtung (die natürlich wieder die falsche war, Orientierungssinn ist nämlich zuhause geblieben) und waren echt enttäuscht. Bis wir auf die glorreiche Idee gekommen sind, eventuell mal in die andere Richtung zu gehen.

Und auf einmal war der richtige Park doch da. Ein Glück. Aber trotzdem nicht so besonders. Wir waren schon ein bisschen „Lost in Park Borghese“, weil er doch sehr weitläufig ist, aber es nichts Großartiges zu sehen gibt. Dafür haben wir unglaublich viele Hunderassen gesehen. Ungefähr alle Römer führen anscheinend ihre Hunde in diesem Park aus. Lieb war das. Trotzdem war der Park nicht so toll. Von der Villa gar nicht erst zu sprechen. Da wir aber nicht weit von einem Aussichtspunkt waren, der noch auf unserer Liste stand, haben wir das Verlaufen im Park gleich genutzt, um einen wunderschönen Blick über Rom zu genießen. Terrazza del Pincio ist wirklich sehr zu empfehlen.

Danach haben wir uns auf den Weg zum Campo di Fiori gemacht, um uns mit einem kleinen Frühstück zu stärken und Pläne für den weiteren Tag zu machen. Ein kleiner Spaziergang entlang des Tibers, um zum Bocca della Verità zu gelangen zum Beispiel. Okay. Dieser Steinmund, oder Steingesicht und was das auch immer sein soll, schaut schon recht cool aus, aber mal wieder ist eine riesige Schlange an Touristen davor gestanden. Wie ungefähr vor allem in Rom. Kein Fleckchen ohne jemanden, der nicht schon vor einem selbst dort ist. Aber wir haben uns natürlich auch angestellt. Ham ja Zeit.

Da wir schon in der Nähe waren, und der Mund uns auch nicht die Hand abgebissen hat (ein Glück), haben wir uns auf in den Orangengarten, Giardino degli aranci, am Hügel Aventino gemacht. Ein wunderschöner Ausblick. Und fast keine Leute.

BIS EINE HORDE AN SCHÜLERN DEN GARTEN BETRAT.

Boah. Das waren so unglaublich viele Kinder. Sicher fünfhundert. Wie viele Busse die brauchen müssen. Schockierend. Und faszinierend, wie wenige Lehrer auf so eine Masse an Schülern aufpassen darf. Trotzdem haben wir die Zeit dort oben sehr genossen, auch wenn uns das Wetter an diesem Tag ein bissl an der Nase herumgeführt hat. April, April, der macht, was er will. Sogar in Rom.

Auch hier oben wollten wir noch einem Geheimtipp folgen. Also „Geheimtipp“. So geheim ist der nämlich nicht mehr. Steht schon in allen Reiseführern als „Geheimtipp“. Das Schlüsselloch. Mit Blick auf den Petersdom. Also man stellt sich wieder mal bei einer – richtig – Schlange an Menschen an, die durch ein Schlüsselloch schaut. Hört sich nicht nur komisch an, ist es auch. Der Blick ist zwar wirklich schön, aber man kommt sich schon ein bisschen blöd vor, während man darauf wartet, da kurz durchzuschauen. Den Petersdom sieht man nämlich auch von genau daneben. Ohne Schlüsselloch. Einfach so.

Nichtsdestotrotz war es eine der schönsten Städtereisen, die wir je gemacht haben. Vor allem wegen der italienischen Küche. Den letzten Abend ließen wir somit in einer kleinen Trattoria in der Altstadt ausklingen. Mit Vino Rosso und Fiori di Zucca. Und einer guten Portion Tonnarelli cacio e pepe.

Grazie di tutto, Roma. È stato un onore per me.

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