Amalfiküste. Oder auch, wie ich meine Liebe zu Zitronen fand.

Amalfiküste. Oder wie ich meine Liebe zu Zitronen fand.

Das Leben ist wie eine Zitrone. Da gibt es doch so ein Sprichwort. Und dieser Mensch, der diesen Satz in die Welt gesetzt hat, hat dabei bestimmt gerade einen Limoncello in einem kleinen Bergdorf entlang der Amalfiküste getrunken. Ganz bestimmt sogar. Und sich daran erfreut, wie gut so ein Limoncello eigentlich schmeckt. So fruchtig und zitronig. Man vergisst fast, dass es eigentlich ein Likör und deshalb relativ   stark ist. Und ihn nicht gegen den Durscht trinken sollte.

Unsere Reise beginnt leider in Neapel. Leider deshalb, weil es nun wirklich nicht gerade eine berauschend schöne Stadt ist. Ich habe wirklich mit allen Sinnen und positiven Gedanken versucht, mir die Stadt schön zu reden – aber es ging nicht. Es war laut. Und dreckig. Also so richtig schmutzig. Mit Mist auf der Straße. Neben Mistkübeln. Wenn dann wenigstens die Menschen nett wären.

Waren sie aber nicht.

Und deshalb wurde aus unserem Wochenende in Neapel ein Suchen nach einer Ausflucht aus der Stadt, weg vom Trubel. Und von Menschen generell. Und da wir unbedingt auf die Insel Procida wollten, haben wir uns dazu entschieden, mit der Fähre einen kleinen Ausflug zu machen.

Und es war so eine unglaublich gute Idee. Weil dieses kleine Fischerdorf so schön ist und wie ein Gemälde aussieht. Und so einen wahnsinnigen Kontrast zu Neapel darstellt. Ungefähr das absolute Gegenteil. Ruhig, wenig Menschen und schön. Einfach nur schön.

Nachdem wir die bunten Häuser und den Hafen von einem guten Punkt weiter oben auf einem Berg einer Erhöhung tausende Male mehrmals fotografiert haben, ließen wir den restlichen Tag bei wunderschönem Frühlingswetter bei einem Aperitivo ausklingen. Gut, der Aperitivo wurde ausgedehnt auf einige Aperol Spritz. Und Barsnacks. Vieeeelen Barsnacks. Wie ein komplettes Essen war das fast. Einfach, dass man was zum Knabbern hat. Das können die Italiener gut. Frieda liebt Italien. Aber nur, wenn die Leute freundlich sind und Barsnacks servieren.

Am Nachmittag ging es wieder zurück nach Neapel. Und diesmal hat mich der Dreck gar nicht so gestört. Wahrscheinlich, weil die Sonne draußen war. Mit Sonne ist alles besser, auch Neapel. Und beim Stadtspaziergang zur eingerahmten Madonna von Banksy hat auch noch eine Pizza Marinara vom Straßenstandl (Anmerkung: die so unglaublich gut war, dass man locker zwei alleine essen hätte können; weitere Anmerkung: in Wien kriegt man eher eine Lebensmittelvergiftung, wenn man von solchen Standln er was konsumiert) dran glauben müssen. Was soll ich sagen. Ti amo, Pizza; ti amo.

Am Montag war es dann soweit. Wir fuhren weiter nach Positano. Zu einer der schönsten Städte an der Amalfiküste. Und blieben davor noch in Sorrent stehen. Um ein unglaublich gutes Bruschetta zu essen und einen Espresso zu trinken. Und um ein bisschen zu flanieren und einen Vorgeschmack auf das zu bekommen, was die nächsten Tage auf uns wartet. Und natürlich, um das Tal der Mühlen zu besuchen. So schön und unbedingt einen Blick wert.

Wir hatten ja ein bisschen Respekt vor der Küstenstraße. Aber es ging eigentlich wirklich gut. Also das Fahren. Solange man nicht zu schnell in die Kurve fährt und auf das Hupen eines Busses aufpasst. Ist recht blöd sonst. Tipp von Frieda – auch hupen, wenn man um die Kurve biegt. Sicher ist sicher. Aber aufpassen, dass man nicht die ganze Zeit hupt. Nervt nämlich und man wird sehr verleitet, zuhause auch so zu fahren.

Nach einigen Kurven und sehr vielen Höhenmetern sind wir endlich im wunderschönen Positano angekommen. Ein Ort, wie er auf jeder Postkarte zu sehen ist. Wunderschön.

Und mit so vielen Engländern. In alt und reich, und in jung in Formation einer Schulgruppe. Irgendwie muss schon wieder ganz England auf Schulausflug sein. Oder es war einfach mal wieder ein großer Zufall. Diese Schulgruppen. Sie verfolgen uns. Dafür waren diesmal gar nicht so viele Asiaten sichtbar. Kaum zu glauben.

Nachdem wir unser Auto sicher in einer Garage abgegeben hatten, konnten wir unser Hotel beziehen, Die Terrasse war DER Wahnsinn. Wunderschöner Blick auf die Stadt und aufs Meer. Aber der Stil des Hotels lässt zu wünschen übrig. Etwas bunt würd ich mal sagen. Und zu barock. Und zu viele Skulpturen mit Korallen als Haare. Sehr eigenartiger Stil. Also nicht meins – anderen Leuten gefällt wahrscheinlich genau so was.

Sind dann aber sicher auch eigenartige Menschen. Naja.

Der erste Tag in Positano war richtig schön. Wir sind durch die engen Gassen spaziert, vorbei an unzähligen Geschäften, die entweder ihren Limoncello in jeglicher Art und Weise vermarkteten, oder Ledersandalen in jeder nur denkbaren Ausführung verkauften oder Gewand aus Leinen anboten. Eines nach dem anderen. Und alle hatten die gleichen Sachen. Wenn man mehr als einmal daran vorbei schlenderte, is die Gschicht a bisserl fad worden. Aber zum Glück gibts ja einige Bars, wo man sich mit einem Aperol Spritz von den Engländern und Massen an gleichen Geschäften erholen konnte. Wenn man natürlich eingelassen wird. Menschen, denen die Geldscheine nicht aus den Ohren flattern, wird gerne mit einer schlechten Ausrede der Eintritt verwehrt. Den ersten Abend ließen wir bei einem unglaublich guten und noch viel teureren Abendessen am Strand in einem sehr schönen Restaurant – Chez Black – ausklingen. Interessante Namensgebung für ein italienisches Fischrestaurant. Aber es war wirklich sehr gut. Wirklich, wirklich gut. Und teuer. Jössas na, des woar teuer.

Am nächsten Tag wollten wir einen kleinen Ausflug machen. Zu dem Ort, der der gesamten Region ihren Namen verleiht. Dorthin, wo die meisten Zitronen wachsen und wo es den besten Limoncello geben soll. Nach Amalfi.

Die Anreise mit der Fähre war eigentlich sehr schön. Nicht so wackelig wie erwartet und man hat einen richtig guten Blick auf die Küste. Unter anderem auch auf das Örtchen Praiano. Dort, wo immer die Sonne scheint. Es ist zwar recht unwahrscheinlich, dass es so einen Ort gibt – aber es ist wahr. Es gibt ihn. Egal, wie furchtbar das Wetter im Nachbarort Positano war, oder in Amalfi, oder in Ravello – in Praiano war die Sonne draußen.

Gemein war das.

Weil wir natürlich nie in Praiano waren.

Im – natürlich – bewölkten (weil ja die ganze Sonne im blöden anderen Ort war) Amalfi angekommen, haben wir uns mal auf den Weg in die Stadt gemacht. Da es dort recht überschaubar war und wir von sehr leicht bekleideten, rosa glänzenden, englischen Schülergruppen förmlich durchgeschoben wurden, haben wir uns nach kurzer Zeit dazu entschieden, zur Abwechslung mal einen Aperol Spritz zu trinken.

Man gönnt sich ja sonst nix.

Ein paar Getränke, einige Bruschetta und eventuell sogar noch ein bisschen Melone mit Prosciutto später, machten wir uns auf die Heimreise zurück nach Positano. Wieder mit der Fähre. Und wieder am oberen Deck sitzend. Diesmal hatten wir jedoch nicht so viel Glück. Es war alles okay, als es ein bisschen zu tröpfeln begonnen hat. Es war kalt, aber okay. Dann aber kam eine riesengroße Welle – die wir sogar in Zeitlupe auf uns zukommen sahen. Und es war zu spät. Was soll ich sagen. Wir waren nass. Richtig nass. Alles an uns. Herrliche Schifffahrt, so entspannt und gemütlich. Und trocken.

Den letzten Abend in Positano haben wir wieder mit einem sehr guten Abendessen ausklingen lassen – freuten uns aber schon auf die Weiterreise nach Ravello und konnten es kaum erwarten, weiterzufahren.

Um nach Ravello zu kommen, mussten wir wieder entlang der Küstenstraße weiter nach Amalfi fahren, blieben aber noch kurz im kleinsten Ort der Amalfiküste stehen – Atrani. Dieser Ort ist so klein, dass man fast schon durch ist, wenn man einen Parkplatz sucht. Und so klein, dass man gar nicht wirklich etwas darüber berichten kann. Außer, dass man von hier aus auch per Fuß über drei Millionen Stufen nach Ravello gehen kann. Haben wir aber nicht gemacht. Und warum?

Wei wir faul sind.

Wir essen lieber. Also gingen wir auf ein kleines Frühstück und warteten auf den Regen. Der leider nicht lange auf sich warten hat lassen. Und man glaubt es kaum, aber kaum war der erste Regentropfen da, kamen die Regenschirmverkäufer aus allen Ecken hervor. Wahnsinn. Wie Schwammerl sprießen die aus der Erde! Aber in unserem Fall sehr praktisch muss ich sagen. Wir haben nämlich keinen mitgehabt.

Nachdem man mit Regen in Amalfi nicht sonderlich viel machen kann, fuhren wir weiter nach Ravello, wo man mit Regen noch weniger machen konnte. Aber ein Tapetenwechsel ist nie schlecht. Und nachdem wir ein paar Stunden, die sich wie  Tage angefühlt haben, den, mittlerweile, Hagel abgewartet haben, sind wir beim ersten Sonnenblinzeln förmlich rausgerannt, um alles an Sonne auszunutzen, was an dem Tag noch möglich war. Und es war herrlich. Nachdem wir kurz das Dorf erkundet haben, besuchten wir die Villa Rufolo, die ihren Eintritt wirklich wert ist. Abgesehen von den wunderschönen Gärten, hat man dort den Blick. Also DEN Blick. Von oben mit dem typischen Baum und den Türmen auf die Küste. Wunderschön. Und da die Sonne da war, gleich nochmal viel besser. Nach ein paar Aperol später – ja, wir trinken gerne Aperol, falls man das mittlerweile sieht – erkundeten wir auch noch die Villa Cimbrone, die ebenfalls ziemlich schön ist. Sissi hat es dort auch schon gefallen. Oder besser gesagt Romy Schneider. Aber sie hat sich da irgendwie vertan, weil sie im Film immer von Madeira gesprochen hat… wahrscheinlich hat sie in Geografie nie so richtig aufgepasst. Naja, als Schauspielerin Kaiserin muss man da ja auch nicht so gut darüber Bescheid wissen.

Nachdem wir am Abend in einer sehr einfachen, aber sehr guten Trattoria gegessen haben, führte uns unser Weg zurück ins Hotel, wo wir glücklich und zufrieden einschliefen. Und uns Gedanken darüber machten, was wir in den nächsten beiden Tagen schönes unternehmen könnten. Bei Regen.

Nichts. Man kann einfach nichts machen, wenn es wie aus Kübeln schüttet. Erstens, ist es nicht so fein, auf einer engen Serpentinenstraße mit einem Fiat Panda, der ungefähr so schmale Reifen hat wie ein Fahrrad, bei starkem Regen zu fahren und zweitens, kann man ja außerhalb des Autos nichts machen. Pitschnass durch die Straßen flanieren geht da nicht so gut und macht keinen Spaß. Noch dazu, weil wir eigentlich auf Frühling eingestellt waren und schlecht gepackt haben. Deshalb haben wir uns die Zeit eigentlich nur mit Warten und mit ein bisschen Herumfahren vertrieben. Bis wir uns endlich wo reinsetzen konnten. Und wieder essen gehen konnten. Und da haben wir beschlossen, dass wir den nächsten Tag besser angehen werden. Und abenteuerlicher sein werden. Mit Bus fahren uns so. Und dass es lustig wird.

Tja, was soll ich sagen.

Bus fahren ist nicht so toll, wie ich gedacht habe. Und lustig schon gar nicht. Weil sie sich einfach an nichts halten. Zeiten werden nicht eingehalten. Und nachdem man ewig und drei Minuten wartet, und endlich einsteigen möchte, sagt der Busfahrer, dass man bei ihm keine Karten kaufen kann, Man muss sie in der Trafik kaufen. Die irgendwo im Ort ist.  Angeschrieben steht das natürlich nirgends. Ist ja auch überhaupt kein touristischer Ort. Diese Amalfiküste.

Aggressionen steigen in mir auf. Ich spüre, wie mein Ohr langsam zu glühen beginnt. Und ich am liebsten meinen Schirm in hohem Bogen von mir weg schmeißen möchte. Eventuell auch, dass ich Menschen damit treffe.

Aber wir haben uns zusammen gerissen und uns Fahrkarten gekauft. Und uns wieder an die behinderte Stelle gestellt und gewartet. Wieder. Um endlich mit dem blöden Bus runter nach Amalfi und dort dann mit der Fähre nach Positano weiter zu fahren. Um noch einen schönen letzten Tag zu verbringen. Was es dann auch war, nachdem diese endlos erscheinende Anreise endlich vorbei war.

Wir   genossen akzeptierten das kalte Wetter, kauften teure Souvenirs und machten uns eine schöne Zeit in Positano bei guten Essen und Trinken, bevor es am nächsten Tag zurück nach Neapel ging, um die Heimreise anzutreten. Am Weg dorthin blieben wir noch ein letztes Mal in Sorrent stehen, um natürlich etwas zu essen und noch letzte Souvenirs zu kaufen. Nachdem wir aber nichts Ansprechendes gefunden haben, weil wir ja schwierige Menschen sind, also ich eigentlich, fanden wir erst am Flughafen passende Mitbringsel. Waren zwar teuer, aber was kostet schon die Welt.

Viel, genau. Trotzalledem hat sich Frieda ein weiteres Mal in die Italien verliebt. Und hat sich mit der neuen Limoncelloliebe ein kleines Stück Bella Italia mit nach Hause geholt. Ti amo, Italia. Auch du, Neapel.

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